Heterogenität

Heterogenität

Die Vielfalt der Gesellschaft spiegelt sich im Klassenzimmer wider. Lehrer*innen arbeiten über alle Schulformen hinweg mit:

  • Schüler*innen mit verschiedenen Muttersprachen und unterschiedlichen sprachlichen Fähigkeiten
  • Schüler*innen aus vielfältigen sozialen, kulturellen und religiösen Lebenswelten
  • Schüler*innen mit unterschiedlichen Bildungsbiographien, Motivationen, Lern- und Leistungsvoraussetzungen
  • Schüler*innen mit verschiedenen körper- und sinnesbezogenen Möglichkeiten
  • Schüler*innen, die eine Vielfalt an sozialen, emotionalen und intellektuellen Fähigkeiten mitbringen

Aus dieser Vielfalt ergeben sich für Lehrkräfte hohe Anforderungen an ihre Fähigkeit zur konstruktiven inklusiven Gestaltung des schulischen Alltags. So benötigen Lehrer*innen laut Kultusministerkonferenz „professionelle Kompetenzen, um besondere Begabungen oder etwaige Benachteiligungen, Beeinträchtigungen und andere Barrieren von und für Schülerinnen und Schüler zu erkennen und entsprechende pädagogische Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen zu ergreifen.“ (KMK 2015, S. 2)

Vielfalt braucht Kreativität

Zugleich bietet die Heterogenität der Schülerschaft auch jede Menge Chancen für eine produktive Gestaltung des Unterrichts. Denn Schüler*innen entsprechend ihrer jeweiligen Voraussetzungen, Ansprüche und Bedürfnisse in ihren jeweils individuellen Lern- und Bildungsprozessen zu fördern, ist aufgrund der vielen Anknüpfungsmöglichkeiten nicht nur eine herausfordernde, sondern vor allem eine kreative Aufgabe.

Folgendermaßen lässt sich die Bedeutung von Kreativität für den Lehrerberuf beschreiben:

Kreativität, also die Entwicklung und Gestaltung von neuen Ansätzen oder Wegen zur Verbesserung bzw. Lösung von Problemen, ist in der schulischen Arbeit genauso unverzichtbar, wie die Fähigkeit zur Kooperation und Kollaboration mit anderen. Eine funktionierende Teamarbeit ist eine besonders wichtige Voraussetzung, um Unterricht und Schule vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels und der Heterogenität gestalten zu können.

Vielfalt erfordert Teamarbeit

Zu diesem Zweck finden sich Lehrer*innen regelmäßig mit Sonderpädagog*innen, Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen in multiprofessionellen Teams zusammen, um gemeinsam inklusiven Unterricht vorzubereiten und durchzuführen, spezifische Fördermaßnahmen für Schüler*innen zu entwickeln und umzusetzen, wie auch über den Einsatz von pädagogische Maßnahmen zu beraten. Und nicht zuletzt trägt auch die Lehr-Lern-Beziehung, die im Unterricht zwischen Schüler*in und Lehrer*in entsteht, die Merkmale einer Teamarbeit.

Darüber hinaus arbeiten Lehrkräfte mit vielen weiteren internen und externen Akteuren zusammen, die in der schulischen Arbeit eine Rolle spielen: Lehrer*innen engagieren sich in Schulgremien, koordinieren Berufs- und Studienorientierungsangebote mit Vertretern von Arbeitgebern und Hochschulen, initiieren und betreuen die Entwicklung von Partnerschaften mit sozialen und kulturellen Einrichtungen im regionalen bis internationalen Bereich sowie vieles mehr.

Als Lehrkraft treffen Sie in diesen vielfältigen und zum Teil doch sehr unterschiedlichen schulischen Arbeitszusammenhängen auf viele verschiedene Menschen. Die Fähigkeit zum Umgang mit Heterogenität umfasst damit auch immer, zwischenmenschliche Kommunikation wertschätzend und konstruktiv gestalten zu können – das gilt insbesondere für die Fälle, in denen es mit dem Gegenüber mal schwierig wird oder Widerstände zu überwinden bzw. Widersprüche auszuhalten sind. Im Laufe von Studium und Lehramtsausbildung erhalten Sie die Möglichkeit, Ihre Kompetenzen für den Umgang mit Heterogenität zu fundieren und weiter auszubauen.

Reflexion

Sie haben nun einen Einblick in die unterschiedlichen Zusammenhänge erhalten, in denen sich eine Lehrkraft während ihres Berufsalltags mit der Heterogenität von Menschen befasst. Zugleich haben Sie einen ersten Überblick darüber gewonnen, welche Kompetenzen bei der Gestaltung einer inklusiven schulischen Arbeit hilfreich sein können. Nutzen Sie gerne die folgenden Fragen, um sich noch einmal etwas tiefergehend damit zu beschäftigen:

  • Wenn Sie während der Schulzeit bereits eigene Erfahrungen mit inklusivem Unterricht und/oder multiprofessionellen Teams gemacht haben: Was ist Ihnen daran besonders aufgefallen? Welche Haltung hatten Sie als Schüler*in dazu?
  • Denken Sie noch einmal über die unterschiedlichen Kompetenzen nach, die hier im Zusammenhang mit Heterogenität erwähnt wurden. Über welche dieser Kompetenzen verfügen Sie bereits, welche möchten Sie noch weiter ausbauen? Welche weiteren Kompetenzen halten Sie in dem Zusammenhang für wichtig?
  • Überlegen Sie, welche Erfahrungen Sie bislang mit kooperativem Arbeitsformen gesammelt haben: Arbeiten Sie gerne mit anderen zusammen? Tauschen Sie sich gerne mit anderen Menschen über Inhalte aus? Wie gehen Sie mit Widerständen und Auseinandersetzungen um?

Quellen: KMK: Lehrerbildung für eine Schule der Vielfalt. Gemeinsame Empfehlung von Hochschulrektorenkonferenz und Kultusministerkonferenz, 2015